Antrag des CDU Bezirksverbandes Großenwiehe auf dem Kreisparteitag der CDU Schleswig-Flensburg am 30.01.2023
Für mehr Bildungsgerechtigkeit – Vorschulen wieder einführen
Antragsteller: CDU Bezirksverband Großenwiehe
Der CDU Kreisverband Schleswig-Flensburg fordert:
- Das letzte KITA-Jahr verpflichtend als Vorschule unter Schulträgerverantwortung zu stellen.
- Die hierdurch anfallenden Kosten müssen vom Land getragen werden, es darf keine Mehrbelastung für die Kommunen geben.
Begründung:
Die Schulleistungen im Rechnen, Lesen und Schreiben nehmen seit zehn Jahren kontinuierlich ab. Immer mehr Kinder, die in die weiterführenden Schulen kommen, können weder richtig lesen, noch schreiben oder rechnen. Dieser Trend verläuft unabhängig von Flüchtlingskrise und Corona-Pandemie, wird von diesen jedoch verstärkt. Der Anteil der Viertklässler in Schleswig-Holstein, die im Jahr 2021 in Rechtschreibung den Mindeststandard nicht erreicht haben, lag bei 29,7 %.¹
Die Lehrkräfte klagen immer deutlicher über die Probleme, die sich gerade im Grundschulalter auftun. Immer weniger Kinder sind beschulbar. Immer größer und deutlicher werden Leistungs- und Sprachdefizite beim Schulstart. ² Es ist wissenschaftlich belegt, dass das Elternhaus eine überragende Bedeutung für die Entwicklung der Kinder hat und die Leben der Kinder langfristig prägt. ³
Wie können wir Kinder in die Lage versetzen, unabhängig vom Elternhaus, selbstbestimmte Leben zu führen und der Chancenungleichheit entgegenwirken?
Die Chancenungleichheit beginnt bereits beim Schulstart und prägt das gesamte restliche Leben der Menschen. Studien aus den USA belegen den Unterschied, den ein Jahr Vorschule machen kann und wie groß die Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen sind. So wurden in den 1960er Jahren in Michigan 120 Familien mit Kindern im Vorschulalter aus einem sehr armen Stadtteil ausgewählt. Etwa 60 von Ihnen wurden in eine besondere Vorschule gegeben. Die restlichen Kinder wurden im Vorschulalter nicht weiter gefördert. Über 40 Jahre hinweg wurden diese Kinder nun beobachtet. Die langfristigen Unterschiede, die sich für die durch Vorschule geförderten Kinder ergeben haben, waren massiv. Die Kinder, die in einer Vorschule waren, hatten eine bessere Ausbildung, höhere Einkommen, länger laufende Beziehungen, weniger Kriminalität und bezogen deutlich weniger staatliche Transferleistungen. ⁴
Aus ökonomischer Sicht gibt es keine Bildungsinvestition, auch in Hinblick auf den Fachkräftemangel und die Zufriedenheit der Menschen, die sich so stark auswirkt wie eine Investition in die Vorschulzeit. Gerade in der aktuellen Zeit, mit den Problemen, die vor uns liegen, können wir es uns nicht mehr leisten, dieses enorme Potenzial der Kinder zu verschwenden.
Durch Vorschulen, mit ausgebildeten Fachpersonal, können Lernschwächen und Rückstände frühzeitig erkannt und gegengesteuert werden. Dabei ist es auch entscheidend, dass dies unter Schulträgerschaft geschieht. Es darf keine zusätzliche Arbeitsbelastung für die KITAs entstehen. Das KITA-Personal ist zum einen hierfür nicht richtig ausgebildet und zum anderen schon jetzt an der Belastungsgrenze. Eine wirkliche Veränderung der aktuellen Situation kann somit nur durch eine Vorschule unter Schulträgerschaft erreicht werden. Dabei bietet dieses Modell gerade für Kinder aus sozial schwächeren oder Familien mit Migrationshintergrund eine deutliche Verbesserung, auch in finanzieller Hinsicht. Wie Ministerpräsident Daniel Günther erst jüngst ausgeführt hat, muss ein besonderer Fokus auf die frühkindliche Bildung, also noch bevor die Schule beginnt, gelegt werden. Gute Deutschkenntnisse und Grundfertigkeiten müssen bereits vor Schulstart vorhanden sein. Wenn dies zum Schulstart noch nicht gewährleistet ist, dann kann die Schule diese Rückstände nicht mehr ausgleichen.
Besonders dramatisch ist die Lage bei Kindern mit Migrationshintergrund. Bereits in der vierten Klasse weisen diese einen Lernrückstand von bis zu zwei Jahren auf. ⁵
Aus diesen Gründen ist die Einführung von verpflichtenden Vorschulen ein geeignetes Mittel, um gegen die wachsenden Bildungsprobleme und der Chancenungleichheit in Schleswig-Holstein an zu wirken.
Quellen:
¹ https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/iqb-bildungstrend-die-wichtigsten-ergebnisse/
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² https://www.tagesspiegel.de/wissen/erstmals-zeigt-eine-studie-wie-gross-die-corona-lernruckstande-wirklich-sind-8025991.html
Zuletzt besucht am: 19.01.2023
³ https://www.fr.de/wissen/bildung-eltern-entscheidet-ueber-schulerfolg-kinder-10949267.html
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⁴ http://www.mzes.uni-mannheim.de/publications/wp/wp
Zuletzt besucht am: 19.01.2023
⁵ https://www.cicero.de/innenpolitik/deutsche-schulen-die-bildungslucke-bildung-ranking -97.pdf
Zuletzt besucht am: 21.01.2023
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